Da stieg ein Baum

Da stieg ein Baum

Peter Emch, Vincent Kriste, Josef Felix Müller, Felix Studinka

Führung Sonntag, 19. April 2015, 11 Uhr, Rudolf Velhagen
Gespräch Sonntag, 26. April 2015, 11 Uhr mit Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz

Anhand von vier ausgewählten zeitgenössischen Positionen zeigt die Ausstellung, dass das Thema Baum immer noch fasziniert. In Anspielung an Rainer Maria Rilkes Gedicht «Da stieg ein Baum» zeigt die Ausstellung vier unterschiedliche Positionen:

Peter Emch

Die Holzdrucke von Peter Emch (geb. 1945) gehen auf den Ende Dezember 1999 wütenden Orkan «Lothar» zurück, von dem auch der Park des Zürcher Rietberg Museums betroffen wurde. Das Gartenbaumamt der Stadt Zürich schnitt aus den vom Sturm zerstörten Baumstämmen Scheiben, mit denen der Künstler Holzdrucke schuf. Im Unterschied zu anderen Drucktechniken, arbeitet der Künstler hier mit dem Material, das einst gelebt hat und im wörtlichen  Sinne «mit jeder Faser» bildlich davon Zeugnis ablegt: Das Bild ist die Holzplatte selber. Durch die bewusste Absage an ein zusätzlich zugefügtes Motiv wird das Vertrauen auf die Evokationskraft des Bildlichen im Material selber deutlich. Die unterschiedlichen Baumringe verweisen dabei auf gelebtes Leben, auf komprimierte Zeit.

Josef Felix Müller

Die in den achtziger Jahren geschaffenen Holzskulpturen von Josef Felix Müller (geb. 1955) waren von den Urthemen Geburt, Tod und Sexualität geprägt. Um das Jahr 2000 wendete er sich radikal ab von seiner figurativen malerischen und bildhauerischen Arbeit, um sich auf eine minutiöse malerische Naturbetrachtung zu konzentrieren. In den letzten vierzehn Jahren entstanden circa einhundert grossformatige Malereien zu den Themenkreisen Alpen, Wälder, Quellen, Lichträume, Eiswasser und Spiegelungen: «Die Umwandlung von Erlebtem in eine Kunstform erzeugt durch die Transformation Energie, die Neues ermöglicht, wie wenn Bäume und Pflanzen Samen abwerfen.» In der Ausstellung zeigt Josef Felix Müller Waldbilder und die neue skulpturale Arbeit «Birkenwäldchen gerodet».

Vincent Kriste

Vincent Kriste (geb. 1979) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Vorgängen der Übersetzung und Transformation von Wirklichkeiten in Bilder. Für die Ausstellung im Gluri Suter Huus schafft er durch die Hängung und Platzierung seiner Werke eine Situation, die einen fliessenden Übergang zwischen Bild, Objekt und Raum entstehen lassen und somit der Raum selbst als Teil des Bildes wahrnehmbar wird: Natur (Baumstamm, Rinde und Tannennadeln), Abbild und Raum materialisieren sich immer wieder neu.

Felix Studinkas

In Felix Studinkas (geb. 1965) Untersuchungen nehmen Bäume eine zentrale Stellung ein. Vor Ort gezeichnet, bieten sie sich zunächst bloss als Phänomene im Raum dar. Von jeder Bedeutung entkleidet, gewissermassen als Repräsentanten der Sichtbarkeit, treiben sie den Künstler an, neuen Aufschluss über seine Wahrnehmungen zu gewinnen. Seine Zeichnungen und Fotos zielen so nicht auf die Fixierung neuer «Bilder» ab, sondern werden eingesetzt, um zwischen der grundlegenden Fremdheit der sichtbaren Welt und der Unbeständigkeit der Wahrnehmung zu vermitteln: «Erst mit der Anerkennung der Gesamtheit der äusseren Bedingungen, so sagt mir mein Gefühl, kommt auch mein Blick zu vollem Recht. Die Einsicht, dass beim Zeichnen alle beteiligten Instanzen, vom Papier und den künstlerischen Mitteln über das Motiv bis zum eigenen Körper, auf unterschiedliche Weise miteinander kommunizieren, regt mich dazu an, einzelne dieser Instanzen gesondert zu beobachten.»

Die Ausstellung wird abgerundet durch wissenschaftliche Baum-Fotografien aus dem Institut für terrestrische Oekosysteme ETH Zürich. Die Fotografien zeigen, dass der «wissenschaftliche Blick» eigene ästhetische Kategorien entwickelt, die der künstlerischen Annäherung erstaunlich verwandt sind.


Aargauer Zeitung, 17.03.2015

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